27.-31.8.2014

WEG Normandy

Word Equestrian Games in Normandy / Eventing

 

Sandra Auffahrt holt Doppelgold

(ta) Die Vielseitigkeitsreiter bestritten ihre ersten beiden Disziplinen in Le Pin au Haras, bevor sie zum abschliessenden Springen ins 80 Kilometer entfernte Stadion nach Caen reisten. Deutschland gewann überlegen Gold vor Grossbritannien und den aufstrebenden Niederlanden. In der Einzelwertung konnte Michael Jung mit Ersatzpferd Fischerrocana seinen Titel um 0.3 Punkte nicht verteidigen und gewann hinter Mannschaftskollegin Sandra Auffahrt mit ihrem überlegenen Opgun Louvo Silber. Der in Führung gelegene William Fox-Pitt rutschte nach einem Springfehler von Chilli Morning auf den Bronzeplatz ab. Zum Springen traten nur noch zwei Schweizer an – Ben Vogg beendete mit Noé des Vatys im 37. Rang, Bruder Felix Vogg wurde mit Onfire 50.

In den letzten Jahren bekundete die Schweiz Mühe, eine Mannschaft für Championate zu stellen. Heuer waren sogar sieben Paare formal qualifiziert, wovon die sechs mit den meisten Einsätzen dieses Jahr in die Normandie reisten. Insgesamt nahmen 27 Nationen teil – Rekord in der WM-Geschichte, worunter sechzehn ein Team aus drei oder vier Paaren stellten. Mit den Einzelreitern gingen total 90 Paare an den Start. Von den Schweizern waren Sébastien Poirier und sein 18-jähriger Tarango de Lully das einzige Paar, das bereits eine Viersterneprüfung bestritt. Für die anderen fünf war es ein Debut auf diesem Niveau. Felix und Ben Vogg, Eveline Bodenmüller/Jiva de la Brasserie und Jasmin Gambirasio/That’s it bildeten das Team, während Patrizia Attinger/Raumalpha und Sébastien Poirier/Tarango de Lully als Einzelreiter an den Start gingen. Begleitet wurden sie von Equipenchef Hansjakob Fünfschilling, Coach Rüdiger Rau und Disziplinveterinär Dominik Burger.

Die Letzten werden die Ersten sein
Inmitten der Geländestrecke unterhalb des Schlosses wurde extra fürs Championat ein Dressurstadion erstellt, das auf drei Seiten mit Tribünen geschlossen war und auf der offenen Seite von der Geländestrecke aus Einblick gewährte. Für das eine oder andere Pferd war diese aufregende Atmosphäre bereits ein erstes Hindernis. Doch die meisten konzentrierten sich auf ihre Reiter und zeigten tolle Leistungen. Auf der Grossleinwand konnte die Benotung jeder Lektion verfolgt werden. In den Richterhäuschen sassen die Australierin Gillian Rolton, der Deutsche Ernst Topp und der Franzose Alain James. Manche Mannschaften schickten ihre stärksten Paare nicht wie gewöhnlich am Freitagnachmittag ins Viereck, sondern bereits am Donnerstag – im Hinblick auf die nassen Bodenverhältnisse im Gelände. Nach dem ersten Dressurtag führte der Brite William Fox-Pitt mit seinem eleganten Fuchshengst Chilli Morning, der es als Einziger unter die 40-Strafpunkte-Marke schaffte (37.5). An zweiter Stelle lag der Titelverteidiger Michael Jung, der verletzungsbedingt nicht mit seinem LaBiosthetique Sam antrat, sondern kurz vor dem Championat aufs Zweitpferd Fischerrocana setzen musste. Die feine Stute, die nicht mit überragenden Gängen gesegnet ist, aber von Michi bestmöglich präsentiert wurde, gab alles für 40.7 Strafpunkte. „Mehr geht nicht“, war der Kommentar aus dem Deutschen Lager unmittelbar nach seiner Dressurperformance. Am zweiten Dressurtag setzte sich der Neuseeländer Jonathan Paget mit Clifton Promise noch knapp vor ihn mit 38.0. Die Letztstartende und nervenstarke Sandra Auffahrt zeigte mit ihrem Franzosenwallach eine gewohnt gute Vorstellung und übernahm mit 35.2 Strafpunkten die Führung. Patrizia Attinger ritt mit Hans Staub, der aus Caen anreiste und begeistert war von den CC-Dressurprogrammen, ab und blieb mit ihrem manchmal heissen Raumalpha nach einem schönen Programm mit lediglich zwei heiklen Momenten als beste Schweizerin knapp unter der 50-Punktmarke und belegte den 30. Zwischenrang. Der gewohnt stark Dressur reitende Felix Vogg war nach 51.5 Punkten enttäuscht. Sébastien Poirier, Eveline Bodenmüller und Ben Vogg lagen nah beieinander auf  den Zwischenrängen 49, 51 und 52. Jasmin Gambirasio bemühte sich erfolgreich, ihren That’s it ruhig zu behalten, kam aber lediglich auf den 85. Zwischenrang. In der Mannschaftswertung führte Deutschland mit knapp zehn Punkten vor Australien und den Vereinigten Staaten, die Schweiz rangierte sich im elften Zwischenrang ein.

Fitness und Konzentration entscheidend
Die vom Franzosen Pierre Michelet sehr schön gebaute Geländestrecke, die sich original über 6550 Meter auf dem hügeligen Gelände erstreckte und mit vielen Kombinationen und Alternativen versehen war, musste aufgrund des vielen Regens um rund eine Minute gekürzt werden. Zwei Hindernisse und eine Schlaufe bergauf gegen Schluss wurden rausgenommen. So wurde die Idealzeit auf 10:30 Minuten gekürzt, was sich im Verlauf der Prüfung als nicht erreichbar herausstellte. Der Boden und die vielen Aufstiege nahmen den Pferden viel Kraft und viele kamen müde ins Ziel. Kein einziges Paar schaffte die Idealzeit. „Der Boden war schwieriger, als ich ihn mir vorgestellt hatte“, meinte Michael Jung nach seinem Geländeritt. Er ging sehr flüssig los, aber selbst er musste die Kräfte seiner Stute gekonnt über die letzten drei Hindernisse einteilen und überritt die Ziellinie mit ungewohnten 29 Sekunden Überzeit. Auch Fox-Pitt und Auffahrt benötigten mehr wie 30 Sekunden zu lang. Am schnellsten kam die neuseeländische Einzelreiterin Jonelle Price mit zehn Sekunden Überzeit ins Ziel, was sie auf den vierten Zwischenrang vor brachte. Andrew Nicholson, der gewohnt sehr schnell reitet, kam mit 18 Sekunden Verspätung ins Ziel. Die Vorkommnisse verteilten sich auf die ganze Strecke und auch erfahrene Top-Paare und Viersternesieger strauchelten an den Herausforderungen. Bereits bei den beiden Ecken an Hinderniskomplex Nummer vier und fünf mussten einige 20 Punkte in Kauf nehmen. Der Kurs bot viele Alternativen, die Kräfteraubend waren, aber die Möglichkeit boten, nicht den direkten, anspruchsvollen Weg zu reiten. Der erste Wasserkomplex stellte das nächste Pièce de Résistence dar, wo nach einem Tiefsprung zwei schmale Triple-Hecken ins und im Wasser folgten. Selbst Ingrid Klimke und Sandra Auffahrt kamen da aus dem Gleichgewicht und beanspruchten das nötige Glück. Der dritte Wasserkomplex Nummer 30ABC-31 forderte die meisten Missgeschicke. Viele Pferde kamen ermattet gegen diese letzte grosse Herausforderung, die nochmals viel Konzentration und Kraft abverlangte. Nach einer Bürste gings im Wasser nach einem steilen Aufsprung in-out weiter auf einen schmalen Fisch, der oben mit leicht abgerundeter Bürste versehen war. Erst der vierte Startende schaffte diese Klippe – siebzehn Paare scheiterten selbenorts. Eine wahre Viersterneprüfung, die durch die Bodenverhältnisse umso mehr erschwert wurde. „Wie früher, wo die Fitness mehr entscheidend war als die Dressur“, erinnerten sich einige Reiter. Für die Schweiz begann der Geländetag unglücklich. Jasmin Gambirasio verliess bereits an Hindernis drei nach einem Rumpler ihres Irländers den Sattel. Ben Vogg ritt geschickt viele Alternativen, die beiden anspruchsvollen Wasserkomplexe jedoch auf direktem Weg, und kam fehlerfrei an den Hindernissen mit zwei Minuten Überzeit ins Ziel. Sébastien Poirier gab nach zwei Verweigerungen am ersten Wasserkomplex auf.  Eveline Bodenmüller ritt ihre kleine Stute beherzt und makellos bis zum zweiten Wasserkomplex, wo sie beim In-Out nach einem Rumpler unglücklich aus dem Gleichgewicht kam und die Reise für die beiden zu Ende war. Patrizia Attinger zog vor ihrem Start zurück. Die Hoffnungen lagen alle auf Felix Vogg und Onfire. Leider musste auch er am ersten Wasserkomplex 20 Punkte notieren lassen. Am zweiten Teich kam eine weitere Verweigerung hinzu. So lagen am Samstagabend die ersten fünf Paare innerhalb eines Springfehlers auf Goldkurs. Deutschland hatte zwei Springfehler Vorsprung auf Grossbritannien. Australien, Frankreich und die Niederlande lagen nah beisammen auf Bronzekurs.

Müdigkeit und Nervenstärke
Nach der frühen Veterinärkontrolle am Sonntagmorgen wurden die 60 Pferde, die noch in der Wertung waren, per drei Konvoi ins Springstadion in Caen gefahren, wo sie in zwei Gruppen Stadionluft schnuppern durften. Wie fit sie fürs entscheidende Springen waren, zeigte sich am späteren Nachmittag im Parcours. Dreizehn blieben fehlerfrei. Michael Jung sicherte sich mit seinem Nullfehlerritt eine Medaille. Es folgte Sandra Auffahrt, deren Opgun Louvo gewohnt sicher sprang und den Führenden Fox-Pitt unter Druck setzte. Chilli Morning, der ebenfalls selten Fehler macht, berührte eine Stange und eröffnete Auffahrt den Weg zu Doppelgold. Ben Vogg kassierte zwölf Punkte „Noé fühlte sich etwas müde an und ich bin noch nie vor einer so grossen Kulisse geritten“, meinte der jüngste im Team nach seiner Runde. Felix Voggs Onfire unterlief lediglich ein Springfehler. Deutschland gewann überlegen Gold vor den Briten und der jungen niederländischen Mannschaft, die es dank zwei makellosen Runden aufs Podest schaffte.

 

 

Cross:


Ben Vogg / Noé des Vatys


Felix Vogg / Onfire


Eveline Bodenmüller / Jiva de la Brasserie


Sébastien Poirier / Tarango de Lully


William Fox-Pitt / Chilli Morning


Sandra Auffahrt / Opgun Louvo


Michi Jung / Fischerrocana


Jonelle Price / Classic Moet


Andrew Nicholson / Nereo


Karin Donckers / Fletcha

 

Dressur 2. Tag:


In Führung: Sandra Auffahrt mit Opgun Louvo


Felix Vogg / Onfire


Patrizia Attinger / Raumalpha


Eveline Bodenmüller / Jiva de la Brasserie


Sébastien Poirier / Tarango de Lully

 

Dressur 1. Tag:


Overnight Leader William Fox-Pitt / Chilli Morning


Michi Jung / Fischerrocana


Ingrid Klimke / Escada


Ben Vogg / Noé des Vatys


Jasmin Gambirasio / That's It

 

Vet.visite:

 

Die Dressur-Arena noch ohne Zuschauer...

 

Foto-Crossbesichtigung:

CCI**** über 6550m / Idealzeit 11:30 Min.

Andrew Nicholson über den 4*Kurs im hügeligen Gelände: "You have to know what your horse can, you have to know about your preparation and you have to THINK..."